Letztes Jahr las ich bei Marie diesen Blogeintrag. Mein Englisch ist zwar einigermaßen gut, aber Marie, die ursprünglich aus Südafrika kommt, verstehe ich leider grundsätzlich schlecht. Und dass sie ständig über irgendwelches Zeug schreibt, dass sie beim Spazierengehen einsammelt und dann auffuttert, erleichtert die Sache nicht gerade ;o) Denn diese blöden Unkrauts heißen auf englisch ja ganz anders als bei uns. Dieser Knotweed (hier sind Fotos) hatte mich aber letztes Jahr so derartig neugierig gemacht, dass ich recherchiert habe: es handelt sich um Japanischen Riesen- bzw. Flügelknöterich. Und das ist das Zeug, dass mir beim Radeln schon häufig und an vielen Stellen ins Auge gesprungen war. DAS KANN MAN ESSEN! Was für eine bahnbrechende Erkenntnis. Ich hab dann auch gleich mal probiert: sauer und im letzten Jahr auch holzig (dass der schon nicht mehr so ganz jung war, hab ich erst dies Jahr begriffen). Aber für ein Pausengeknusper beim Radeln immer noch gut.
Und das Thema „Unkraut futtern“ ist dann in mir (auch dank der ganzen Postings von Marie, die ich alle nicht verstanden habe) zu stattlichem Format herangereift. Letztens las ich dann noch in einem Magazin einen Artikel zu dem Thema. Und dann ging ich bei Am*zon auf die Suche und fand ein Buch mit 74 5-Sterne-Bewertungen. Oha. Gekauft hab ich das natürlich nicht bei Am*zon sondern bei Seitenweise, dem entzückenden Buchladen, gleich hier bei mir den Hang hoch (ja, in Hamburg gibt es Hänge, Geesthänge, und an so einem wohne ich ;-)).
Man kann also fast alles essen, was einem so vor den Füßen rum wächst und es ist deutlich zeitsparender, die ca. 10 bis 20 giftigen Pflanzen zu lernen.
Allerdings ist es geradezu lächerlich, WAS da essbar sein soll: Blattachselknöllchen von irgend so einem Kraut mit ca. 1 mm Durchmesser. Äh, ja, nee, is klar … da muss man dann wohl drei Wochen sammeln, bis man ne Mahlzeit beisammen hat.
Da lob ich mir doch doch den Japanischen Knöterich, der kleckert nicht, der klotzt. Da wird man satt, das macht Spaß.
Gestern hab ich mir also flugs auf dem Heimweg, quasi vom Rad aus, ca. 10 Stangen abgebrochen und nach dem Tatort mit etwas Öl, Zwiebeln und Salz in die Pfanne gehauen. Oha, DAS war sauer.
Nun kann man mit dem Knöterich tatsächlich all das machen, was man mit Rhabarber machen kann: Kompott, Marmelade, Kuchen (aber auch mit Rhabarber geht pikant). Allerdings braucht man eben meistens einen Neutralisator, zum Beispiel was süßes, meistens ist das dann Zucker.
Aber was mögen wir alle schrecklich gern und es ist SÜSS? Richtig: Rote Bete. Langes Geschreibsel, kurzer Sinn: Heute gab es also mal wieder Spaghetti aus Rote Bete. Und dazu eine Soße aus Japanischem Flügelknöterich und Ziegenfrischkäse, letzteren um die Säure zusätzlich abzumildern.
Was soll ich sagen: preiswert, gesund, kalorienarm und vor allem LECKER!
Leider mal wieder ohne Sonne: Spaghetti aus Rote Bete mit Knöterich-Ziegenkäse-Sugo und Rosa Pfeffer
Zutaten für 2 Portionen:
3 große Rote Bete (geschält),
2 TL (Walnuss-)Öl,
10 Stangen Riesenknöterich,
1 kleine Zwiebel,
1 EL (Mascobado-) Zucker,
1 Becher Ziegenfrischkäse, 150 g,
Salz,
frisch gemahlener, bunter Pfeffer,
Rosa Pfefferbeeren
Als erstes die Rote Bete mit dem Spirali zu Spaghetti verarbeiten, dabei alle 3 bis 4 Umdrehungen mit der Schere abschneiden, weil die Schnüre sonst kilometer lang werden. in einem großen Topf mit 1 TL Öl und 1/2 TL Salz auf recht großer Hitze bissfest dünsten. Dabei den Deckel auf den Topf tun und ab und zu rühren. Durch das Salz sollten die Bete genügend Flüssigkeit ziehen, sonst ab und zu einen Esslöffel Wasser zugeben. Bei mir dauert das Dünsten 20 bis 25 Minuten.
Zwiebel schälen und in Ringe oder Würfel schneiden. Den Knöterich ggf. unten einmal abschneiden und richtig gut waschen. Ich hab 3 x Wasser genommen, Sand im Essen finde ich nämlich furchtbar. Dann hab ich die Stangen so lang abgeschnitten, dass sie in meinen Topf passen (also ca. 20 cm) und von oben nach unten halbiert (muss man nicht). Der Knöterich ist nämlich zart faserig und so kann man ihn nachher mit den Spaghetti optimal um die Gabel wickeln. In einem zweiten Topf (oder einer Deckelpfanne) das Öl erhitzen, Zwiebeln und Zucker dazu, kurz karamellisieren lassen, dann den Knöterich dazu. Salzen, Deckel drauf, in ca. 10 Min. richtig weich dünsten. Dann den Frischkäse und frischen Pfeffer dazu, mit Salz abschmecken.
Einen Teil des recht dicken Sugos habe ich in die Teller gegeben, dann die Spaghetti und obendrauf wieder Soße und ein paar Rosa Pfefferbeeren.
Lecker (und simpel oder?)!
PS: Vielleicht schaffe ich es, das so ähnlich während der Knöterich-Erntezeit nochmal mit gebackenen Bete-Scheiben zu kochen. Für alle, die (noch) keinen Spirallo haben.